Anlegestelle bei Bendorf

 
Schloss Engers


 Bendorf

Aus der römischen Zeit wurden im stromab an Vallendar anschließenden Bendorf drei Erdkastelle verschiedener Perioden, eine Eisenschmelze und ein Bad gefunden.
1093 gehörte der Hof Bettendorp zur Abtei Maria Laach, die Vogtei hatte 1190 Gerlach von Isenburg-Kobern inne. 1352 stellte Philipp von Isenburg-Grenzau einen Lehnsrevers aus über ein Viertel des Gerichts Bendorf, verzichtete aber 1358 darauf zugunsten des Grafen Johann von Sayn. Bendorf kam 1661 an Sachsen-Eisenach, 1744 an Brandenburg-Ansbach und 1791 an Preußen. WA


Haus Remy, 1747 errichtet, besitzt eine Freitreppe mit schmiedeeisernem Gitter (1748).
Hier weilte Goethe mit Lavater am 18. Juli 1774.
WA

Die Medarduskirche (evangelisch), um 1204 errichtet, 1944 schwer beschädigt, wurde 1954-56 wiederhergestellt. Turm und Chor mit schön gegliederter Apsis sind erhalten. Die Wandmalereien (erneuert) stammen aus der Erbauungszeit (Ornamente), die figürlichen Darstellungen aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, schon unter dem Eindruck gotischer Formen. - An den Südturm und die Ostjoche ist das Reichardsmünster angebaut (um 1230) mit eigenartiger Raumgestaltung, jetzt Chor der katholischen Kirche (errichtet 1790 bis 1792, Neubau 1864-67 durch Ferdinand Nebel). WA


Brücke bei Bendorf


Bendorfer Industriehafen


Naturschutzgebiet, gegenüber Graswerth


Bendorf hinter Graswerth versteckt



Sayn

Nach Passierung der ausgebreiteten Stadt Bendorf kommt von rechts der Saynbach in den Rhein. Dicht unterhalb der nüchternen Mündung zeigt sich die Mühlhofener Hochofenhütte.
Einige Kilometer bachaufwärts breitet sich der Flecken Sayn mit dem Stammsitz der Fürsten Sayn-Wittgenstein in schöner Umgebung im Sayn- und Brexbachtal aus. In dem Park, der das 1850 vom Fürsten Ludwig erbaute Schloß umgibt, liegen drei Burgen übereinander, deren oberste aus dem 10. Jahrhundert stammt.
Die spätromanische Kirche erregt das Interesse der Altertumsforscher. GH



Bei Sayn, auf dem Pulverberg, wurde 1912 ein römischer Wachtturm wenig seitwärts der Grundmauern des alten Römerturms errichtet.
Er bietet eine herrliche Aussicht. Auch Teile des Limes wurden wiederhergestellt. - Nordöstlich Sayn liegt der Erholungsort Stromberg zwischen Brexbach- und Sayn-Tal; er bietet schöne Sport- und Spielplätze.
WA


Das Sayner Grafengeschlecht stammt wahrscheinlich von den Grafen des Auelgaues ab, wo es begütert war. 1144 erscheint Heinrich Graf von Sayn. Eine erste Burg wurde um 1152 von dem Kölner Erzbischof Arnold von Wied gemeinsam mit Erzbischof Hillin von Trier erobert.
Die Grafen von Sayn erbauten darauf eine neue Burg, deren Turm noch steht, und trugen sie dem Erzbischof von Trier als Lehen auf.

Am Hofe Heinrichs III. (t 1257) lebte der Spruchdichter Reinmar von Zweter. Nach Heinrichs III. Tode erbten die Grafen von Sponheim, seine Neffen, die sich dann von Sayn nannten. Auch sie waren Maecene, insbesondere für den Spruchdichter Zilies von Sayn. Einer ihrer Nachkommen erwarb die Grafschaft Wittgenstein und gründete die Linie Sayn-Wittgenstein (1361). 1606 starb die Sayner Linie aus, 1636 die Linie Sayn-Wittgenstein-Sayn.
Nach vielfachem Besitzwechsel schenkte Friedrich Wilhelm IV. von Preußen 1849 die Burgruine Sayn dem Fürsten Ludwig von Sayn-Wittgenstein, der den Titel Sayn-Wittgenstein-Sayn annahm. WA



Sayn besitzt drei Burgruinen.

Die oberste, Stammburg Sayn, 1152 durch Köln und Trier erobert, wurde im 14. und wohl auch im 15. Jahrhundert erweitert.
Der Eingang liegt im Süden
(Reste von zwei Toren); nach dem unteren Hof folgt der parkähnliche Haupthof mit Brunnen; der Bergfried im Nordwesten ist romanisch, südlich davon führt ein Portal durch eine innere Ringmauer (14. Jahrhundert) in einen weiteren Hof; hier im Norden eine Schildmauer (14. Jahrhundert).
Die mittlere Burg war Sitz der Herren von Reiffenberg der Westerwälder Linie und ist wohl im späteren 15. Jahrhundert entstanden.
Erhalten ist die Ruine eines rechteckigen Gebäudes mit Kamin am Ostgiebel und frühgotischen Fenstereinfassungen; über dem Portal ein Madonnenrelief
(wohl um 1500, fast zerstört). Der Rundturm an der Westecke wurde 1850 als Aussichtsturm umgestaltet; der kuppelgewölbte Raum mit Spitzbogenfenstern war vielleicht ehemals Kapelle.
Zu unterst liegt der Burgmannssitz der Herren von und zu Stein, den diese 1389 mit einer Tochter Fye Vohs von Diebach erheiratet hatten.
In der Südostecke des Hofes steht ein rechteckiges Gebäude mit innerem Treppentürmchen, im Kern wohl spätgotisch, daneben ein gewölbter Raum mi Brunnennische, im Süden ein geschweifter Giebel
(18. Jahrhundert), im Nordosten ein Rechtecksbau (neben dem Eingang von Steinsches Wappen), im Westen ein Turm mit Wendeltreppe.
Alle drei Burgen waren durch Mauern untereinander verbunden, ebenso mit dem Ort Sayn; eine beispielhaft vollständige mittelalterliche Befestigung.
1633 zerstörten die Schweden die drei Burgen. - Das Burghaus der Wentz von Lahnstein im Ort, ein schlichter Bau, wurde 1759 an die Freiherren Boos von Waldeck verkauft. Am Fuß des Burgberges beim westlichen Torturm, der "Überpforte", lag ein Burgmannssitz, der nach dem Tode J. Philipps von Reiffenberg 1722 durch Heirat an Graf Joseph Boos von Waldeck kam. Dieser errichtete hier vor 1757 ein Herrschaftshaus und erwarb auch die von Steinsche Burg, die er instandsetzte. 1848 erwarb Fürst Ludwig zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg den Besitz und ließ das Herrschaftshaus 1849-51 durch A. F. J. Girard aus Paris neugotisch umbauen und erweitern. 1861-63 wurde die Schloß-Kapelle durch Baumeister Nepgen aus Koblenz errichtet. Die Burgruine bezog man in den Park ein. Das Schloß brannte 1945 aus, die Kapelle ist erhalten. Der Turm wurde barock wiederhergestellt (die alte Überpforte). Der Wiederaufbau des Schlosses ist geplant. WA



Die Sayner Eisenhütte, 1769-70 unter Kurfürst Clemens Wenzeslaus gegründet, gehörte bis 1802 als Kameralgut der Hofkammer, kam dann an Nassau und wurde 1815 dem preußischen Hüttenamt unterstellt, ging 1865 an die Familie Krupp und wurde 1926 stillgelegt.
1819-1937 erschienen Neujahrsplaketten mit Darstellungen rheinischer Baudenkmäler, auch Plastiken, Hausgerät, Büsten und Schmuck wurden hergestellt.
Die Gießhalle ist ein einmaliges technisches Kulturdenkmal, eine für die Geschichte der Technik bedeutende Gußeisenkonstruktion, 1825-30 durch Bergrat K. L. Althans in basilikalem Aufbau errichtet, dreischiffig mit gußeisernen Säulen in der Form dorischer Marmorsäulen. "Das Stabhafte und die neue Statik des Eisens treten konstruktiv auf; der Industriebau nimmt Formtendenzen und Konstruktionsmöglichkeiten vorweg, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Grundlage der modernen Architektur werden" (Reclam). WA

Ein schöner gußeiserner Brunnen, eine Arbeit der Sayner Hütte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, ist im Ort an der Ecke Abtei- und Brexstraße erhalten.
WA


Engers

Engers, gesehen von Kaltenengers


Der alte, früher durch eine Kriegsschule bekannte Flecken Engers zeigt noch ein schönes, früher königliches, jetzt staatliches Rokokoschloß von Johannes Seiz, mit Pracht-, Wand- und Deckengemälden von Januaris Zick.
Auf seinem Grunde stand ehedem eine Feste Kunostein, über deren Gründung die Limburger Chronik berichtet.
GH


773 wird der Engersgau genannt. 1357 bewilligte Kaiser Karl IV. dem Grafen zu Wied, das Dorf mit Graben, Türmen, Erkern und Pforten zur Stadt zu machen. - Als der Graf zu Wied und Salentin von Isenburg 1371 niederländische Kaufleute geplündert hatten, kam es zu einer Fehde mit Erzbischof Kuno von Trier, der siegte und zu dessen Gunsten der Graf 1371 auf Engers verzichten mußte, auch auf "den burglichen Buw", den Kuno dort errichtete.
Burg und Flecken waren dann Sitz eines kurtrierlschen Amtes, 1412 verlegte Kurtrier den Rheinzoll von Kapellen hierher.
1758 ließ Johann Philipp von Walderdorff, Erzbischof von Trier, die Burg Kunostein abreißen, um ein Jagd- und Lustschloß zu errichten, das 1759-62 nach Plänen von Johannes Seiz entstand, dessen Bruder Andreas die örtliche Bauleitung übernahm.
Seit 1759 führte Michael Eytel Stuckarbeiten durch, 1760 wurde mit dem Maler Januarius Zick akkordiert. Als Bildhauer erschienen Ferdinand Tietz, Gibeaux und Johann Feill.
1803-15 nahm der Herzog von Nassau wiederholt seinen Sommersitz im Schloß, 1863 wurde es preußische Kriegsschule, 1914-18 Lazarett, 1928 erwarb es die Josephs-Gesellschaft für Krüppelfürsorge.
WA

Das Schloß, am Rheinufer gelegen, zeigt fränkische Tradition, der Seiz entstammte, jedoch wirkte auch die strenge Art französischer Vorbilder. Den großen Vorhof umschließen Eisengitter (nach Rissen von Seiz durch Schneider und Diemont; zwischen den Wachthäuschen Prunkgitter; Haupttor von Michael Glaukerd), die Steinfiguren von Feill, absonderliche Typen, stellen vielleicht das Volk dar, das aus aller Welt zusammenströmt, um den Kurfürsten und seinen Bau zu bewundern; bedeutende Werke der spätesten Barockplastik. An der Rheinseite führten Treppen zum Fluß (seit 1928 zur Rheinpromenade).

Im Inneren ist das Vestibül von feinem Stuck geschmückt, das Treppenhaus durch prächtiges schmiedeeisernes Geländer. Im Obergeschoß betreten wir durch einen ovalen Vorraum den Festsaal. Wand und Fenstergewände sind bemalt mit arkadischen Szenen und Landschaftsskizzen in Blaugrün und Rosa auf hellem Grund; nach der Decke zu werden die Schmuckformen bewegter; in der Hohlkehle der Decke zeigen ovale Medaillons Szenen aus Mythologie und Landleben in dunkelwarmen Farben. Das Deckenbild stellt Diana zwlschen Venus und Amor auf einer Wolkenbank dar, als Symbole des Jagd- und Lustschlosses (1760); oben Bacchus, unten Waldgötter, Jagdtiere und Hunde. Alle Gemälde schuf Zick, der in verschiedenen Stilen arbeiten konnte, die Stukkaturen Eytel. WA

Im Ort Engers finden wir noch schöne Fachwerkhäuser, so das Rathaus von 1691. WA


 
Weg von Neuwied nach Engers

 
in den Rheinanlagen

 
Kapelle am Ufer

 
Engers, gesehen von Kaltenengers