Sowohl die größere
Sicherheit als auch vor allem die für die Verwaltung des Erzstiftes
günstige zentrale Lage der Stadt hatten die Kurfürsten von Trier
bewogen, Koblenz seit 1690 zu ihrer dauernden Residenz zu machen. | |
Die Zerstörungen, die der Ort durch die Kriege der vergangenen Jahrhunderte erlitten hatte, gaben den Kurfürsten Gelegenheit, den Wiederaufbau nach künstlerischen Gesichtspunkten zu fördern. Der Höhepunkt der Bautätigkeit und der damit verbundenen Förderung der Kunst wurde unter den letzten Kurfürsten, vor allem unter Franz Georg von Schönborn (1729-1756) und Johann Philipp von Walderdorff (1756-1768) erreicht. HB | |
Hervorragende Architekten und Hofbaumeister Die Zahl der damals in Ehrenbreitstein tätigen
Architekten, Stukkateure, Maler, Bildhauer war groß.
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Sebastianis Nachfolger war der
Fortifikationsdirektor Philipp Joseph Honorius von Ravensteyn, den der kunstliebende
Kurfürst Johann von Orsbeck (1676-1711) von auswärts an seinen Hof gezogen hatte, und der
auch bei seinem Nachfolger, dem Kurfürsten Karl, Herzog von Lothringen
(1711-1715), in hoher Gunst
stand. Zahlreiche Bauten in ganz Kurtrier legen Zeugnis ab von seinem Können; so die Trierer Domschatzkammer oder die Pfarrkirchen von Wittlich und Cochem. Auch die welschen Hauben, die von den Türmen der Koblenzer Liebfrauenkirche das Stadtbild beherrschten, ja geradezu zum Wahrzeichen der Stadt wurden, stammen von ihm. In Ehrenbreitstein erbaute er an der Stelle des ehemaligen Augustinerklosters 1704-1708 den Zentralbau der Kreuzkirche, die seit 1711 dem Ort, der bisher kirchlich zu Niederberg gehörte, als Pfarrkirche diente. Vor allem aber ist Anlage und Bebauung der "Hofstraße" sein Werk, die damals die Auffahrt zur Hofhaltung bildete. Unter ihm wurden die meisten an der Rheinseite der Hofstraße gelegenen Gebäude errichtet, die sich noch heute durch ihre schlichte Monumentalität auszeichnen. Ihre Mitte nimmt der 1714 erbaute Bau des Geheimen Rats und Landrentmeisters Coenen ein.
In späterer Zeit diente das Coenensche Haus als Sitz der Stadtverwaltung Ehrenbreitstein, als Kommandantenwohnung und Offizierscasino und wiederum als Sitz verschiedener Behörden. | |
Kurfürst Franz Ludwig von
Pfalz-Neuburg (1716-1729) hatte für die Kunst des schon gealterten und für
unmodern geltenden Ravensteyns nicht viel übrig. An seine Stelle trat
der Hofzimmermann Johann Georg Judas, eine mehr kraftvolle Künstlernatur,
der es verstand, sich vom einfachen Handwerker bis zum kurfürstlichen
Hofarchitekten emporzuarbeiten. Zahlreiche Bürgerhäuser Ehrenbreitsteins stammen von ihm; in Trier war er an den Restaurationsarbeiten von Dom und alter Moselbrücke sowie in Prüm an denen der Abteikirche beteiligt. HB | |
Balthasar Neumann in Ehrenbreitstein Zu großer Blüte
entfaltete sich das künstlerische Schaffen in der Residenz unter Kurfürst
Franz Georg von Schönborn (1729-1756).
In Koblenz plante er an der Löhrstraße das Freiherr von Hohenfeldsche Haus, ein beachtenswertes Palais, das leider 1944 vollständig zerstört worden ist. Als der Kurfürst den in der Gemarkung Kesselheim gelegenen Hof der Grafen von Metternich ankaufte, um an seiner Stelle ein prachtvolles Schloß "Schönbornslust" zu errichten, hatte Balthasar Neumann erneut die Bauleitung. Schönbornslust gehörte zu dem Großartigsten, was der Barock in Europa hervorgebracht hat und stand den anderen Residenzbauten Balthasar Neumanns in Würzburg und Bruchsal nicht nach. 1752 vollendet, war es das letzte Werk Balthasar Neumanns. Als leitender Architekt wirkte Johannes Seiz, Neumanns talentierter Schüler. | |
Johannes Seiz
(1717-1779) hat den von Neumann
entworfenen Dikasterialbau ausgeführt. Es ist bekannt, daß ein
großer Teil der erhaltenen Pläne, obwohl von Balthasar Neumann
signiert, von Seiz gezeichnet wurde.
Auch der 1762/1763 errichtete kurfürstliche Marstall (die spätere Trainkaserne) ist sein Werk, in dessen architektonischem Aufbau eine mehr akademische Kunst, anders als bei seinen sonstigen Bauten, in Erscheinung tritt. Bemerkenswert ist das Portal, das von einer mit drei Bildwerken geschmückten Attika gekrönt wird - die Hauptgruppe stellt ein sich wild aufbäumendes Pferd mit seinem Bändiger dar. | |
Mit solchen Bauten und den damit
harmonierenden Bürgerhäusern bot die damals frei am Strom liegende
Residenz einen prächtigen Anblick. Der große Komplex der Residenzbauten,
die sich von der Philippsburg über Pagerie, Dikasterialbau und Marstall
mit den sich am Rhein erstreckenden Gartenanlagen und den Fontänen
der Wasserkünste bis an den kleinen Hafen zogen, in dem die kurfürstliche
Yacht lag und über den eine kleine Brücke in den Ort führte,
gaben ihm jenes Gepräge, das einem feudalen Hofleben entsprach, während
die Festung beredt auf die Macht des Landesherrn hinwies. HB |