Festung Ehrenbreitstein


Korrespondirend mit dem Asterstein bildet der nördlich gelegene Ehrenbreitstein die Befestigung des rechten Rheinufers.



Zum Besuch des Ehrenbreitstein sind in der Wohnung des zweiten Kommandanten, dem Bahnhofsgebäude gegenüber, Erlaubnißkarten zu lösen (50 Pfg. für jede Person). Der Weg führt in steilen Serpentinen zu der 118 m über dem Rheine oder 175 m über dem Meere belegenen Höhe, während die früher benutzte steile Steintreppe von 575 Stufen geschlossen ist. CR


Felsen am Aufgang zur Festung


Von dieser Hochfläche aus hat man eine der schönsten Aussichten des Rheines. Sie beherrscht das herrliche Rheinthal von Stolzenfels bis Andernach, reicht bis an die vulkanischen Bergkegel des Maifeldes und der Eifel und läßt die grünen Fluthen des Rheines, die Mündung der Mosel und zwischen beiden Flüssen das prächtige Koblenz bewundern.
CR

 

Schauen wir, auf dem Schloßplatze der hochgelegenen Festung Ehrenbreitstein stehend, auf dieses Bild hinab, so zeigt es sich uns in seiner ganzen Schönheit. HeK

 

Zwei mächtige Ströme fließen dort zu unseren Füßen. Uns gerade gegenüber strömen sie zusammen.
Geradeaus verfolgen wir die Mosel, wie sie sich aus den Bergen windet und sich dann säumen läßt von der lachenden Ebene. Kurz vor ihrer Mündung spiegeln sich Häuserreihen in ihren Fluten, links und rechts, und zwei Brücken spannen sich über den breiten Fluß. HeK


Noch majestätischer zieht dort von links, vom Süden her, der Rhein heran, und bis in größere Nähe reichen die Berge, die ihn begleiten. Reicher sind auch seine Ufer geschmückt, mit Häuserreihen rechts und links, mit Gartenanlagen, mit dem langen Bau des Schlosses und ganz im Vordergrunde mit den stolzen Regierungsgebäuden, mit der stattlichen Reihe großartiger Gasthöfe und mit der alten Castorkirche, und reicher ist ferner das Leben und Treiben, das sich auf dem Strome, der von drei Brücken, zwei Eisenbahnbrücken und einer Schiffsbrücke, überspannt ist, abspielt.

Prächtige Dampfer ziehen vorüber, auf der Schiffsbrücke stockt jetzt der Verkehr, und es öffnet sich ein Weg für die Tal- und bergwärts ziehenden Schiffe. HeK


Nun schweift der Blick über das Häusermeer der Stadt Coblenz hin. In dem großen Dreieck zwischen den beiden Strömen breitet es sich aus. Im Hintergrunde ist die Stadt von Berghöhen umgeben. Dicht drängen sich die Häusermassen zusammen, aber schöngeformte Kirchtürme gliedern das Bild und drücken ihm einen eigenartigen Stempel auf. HeK

Und dann richten wir den Blick auf die weite Niederung, die sich nordwärts von der Mosel, zwischen dieser und dem Rheine, ausbreitet. Ueber einen bunt gezeichneten Felderteppich, den zahlreiche Obstbäume hier und da in einen Garten verwandeln, schweift das Auge hin zu fernen Höhen, die die Niederung im Nordwesten begrenzen.

 

Auch rechts vom Rhein, der in großen Schlangenlinien seinen Weg verfolgt, setzt sich die fruchtbare Ebene fort, ebenfalls bis zu fernen Höhen, die also die ganze Ebene beckenartig umschließen. Nur dort, gen Nordnordwesten, zeigt sich, weit in der Ferne, eine schmale Oeffnung in der Gebirgsumwallung, der Spalt von Andernach, durch den der Rhein seinen Lauf fortsetzt. HeK




Über die Entstehung der Burg Ehrenbreitstein

sind Nachrichten nicht mehr aufzufinden, doch darf als sicher angenommen werden, daß dies in die Römerzeit fällt, da nicht anzunehmen, daß ein für die Vertheidigung ihres Confluentes so wichtiger Punkt von denselben übersehen werden sollte. CR
Daß unter den Römern eine Warte auf der Höhe des Ehrenbreitstein gestanden, wurde bei Abtragung der Trümmer des sogenannten Zäsarthurms außer Zweifel gestellt. Seine Grundmauer bestand, auf eine Höhe von mehr als 20 Fuß, aus Guß- oder Kastenwerk und enthielt Bruchstücke römischer Grabsteine. Schon im frühen Mittelalter scheint eine Burg auf dieser Höhe gestanden zu haben, zu welcher jener Thurm gehörte. HMM

Die Burg Ehrenbreitstein, von der in früheren Zeiten fast allein die Rede ist, bald Irminstein, bald Herbilstein, auch Herembertstein (Castrum S. Ehremberti) genannt, soll schon im Jahre 633, also in den unvordenklichsten Zeiten der Frankenherrschaft von Dagobert, der Trier'schen Kirche zu einem Geschenk gewidmet worden sein. Urkundlich erwiesen ist jedoch erst, daß Heinrich II. dieses Besitzthum mit anderen Rechten 1018 den Fürsten der Trier'schen Kirche zu ewigen Zeiten bestätigte.
Im Jahre 1019 kommt ein Erembernho de castro Erembrecht-Stein vor, von welchem wohl der Name der Burg herrühren dürfte. Nach der Besitzergreifung der Burg durch das Erzstift Trier wird dieselbe nun von den Erzbischöfen bez. Kurfürsten fortdauernd vergrößert.
So ließ Hillin von 1152-1169 die Gebäude herstellen und eine Cisterne anlegen und Johann von Baden von 1481 bis 1484 den Brunnen graben. Nach einem Entwurf des Jülich
'schen Baumeisters Maximilian von Pasqualin wurden zwei Bastionen und mehrere Außenwerke angelegt und hierdurch trat vom Jahre 1564 an die Burg Ehrenbreitstein in die Reihe der Festungen. Im dreißigjährigen Kriege erhielt dieselbe nun eine solche Bedeutung, daß der jedesmalige Kommandant außer seinem Landesherrn auch noch dem Kaiser und Reich einen Eid der Treue zu leisten hatte.
Zweimal nur ist Ehrenbreitstein in fremden Händen gewesen: das erstemal 1632 in Folge Verraths des Kurfürsten Philipp Christoph von Sötern, das zweitemal am 27. Januar 1799 durch Hungersnoth veranlaßt. Nach dem luneviller Frieden wurden sämmtliche Werke geschleift, durch den zweiten pariser Frieden aber Frankreich zu einer Zahlung von 15 Millionen Francs behufs Wiederherstellung der Werke gezwungen. Diese Wiederherstellung kostete jedoch acht Millionen Thaler. CR



Die alte kurtrierische Festung Ehrenbreitstein mit dem Residenzschloß (nach Merian)

 

Jugendherberge auf der Festung Ehrenbreitstein


Für den Besucher der Festung:
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PS:
Auf dem großen Platze, wo die Hauptwache stand, der rundum mit Kasernen und dem Zeughause eingeschlossen war, und in welcher Gegend auch der ungenähte Rock des Welterlösers aufbehalten ward, sah man eine ganze Karthaune, die der Greif genannt wurde. Diese prächtige, 17 Schuh und drey Zoll lange Kanone, die der Kurfürst Richard von Greiffenklau zu Frankfurt gießen ließ, wog 300 Zentner und schoß mit einer Ladung von 80 Pfund Pulver eine Kugel von 160 Pfund bis nach Andernach. Unter dem Zündloch las man die altdeutsche Aufschrift:

"Vogel Greif heis ich, meinem gnädigen hern von trier dinn ich,
wo er mich heist gewalden, do will ich dohrn und mauren zuspalten.
Simon gos mich. 1528.
"

GH

 

PPS:
Zahlreiche Geschütze waren aufgestellt, darunter die zweihundert Zentner schwere Kanone "Vogel Greif" (heute im Hotel des Invalides in Paris), die Kurfürst Richard Greiffenclau von Vollrads im Jahre 1524 in Frankfurt hatte gießen lassen:

"Der Greiff heiß ich. Simon goß mich.
Meinem gnädigsten Herrn von Trier dien' ich.
Wo er mich heißt gewalden,
da will ich Dorn und Mauern zerspalten.
"

Ihre Kugeln wogen 188 Pfund, und zum Abschuß waren 94 Pfund Pulver nötig.
HB